Einfach Mal Selbst Gedacht

BDSM-Literatur gleich Dark Romance?

Hallo liebe Leser,
angeregt durch die Diskussionen in Social Media muss ich meinen eigenen Gedanken mal etwas Raum geben. Es geht um das Thema Dark Romance und BDSM. Genauer ist eine Dark Romance-Geschichte das gleiche wie eine BDSM-Geschichte oder gar eine Geschichte mit BDSM-Inhalten?

Fangen wir mal mit den Begriffen an. Dabei ist das sehr wahrscheinlich nur meine eigene Einschätzung. Wenn ihr eine andere habt, würde ich mich über Kommentare sehr freuen.

BDSM-Literatur

Diese lässt sich meiner Meinung nach in zwei Gruppen unterteilen.

Geschichte mit BDSM-Inhalten

Eine derartige Geschichte enthält BDSM, aber es ist nicht das Hauptaugenmerk der Geschichte. Es ist quasi ein schmückendes Beiwerk und trägt nur wenig bis gar nichts zur Handlung bei. Derartige Geschichten schreibe ich. BDSM, genauer CG/l ist etwas, das in meinen Geschichten vorkommt. Es ist aber eher das Privatleben der Figuren und wenn dann nur für die Nebenplots relevant.

BDSM-Geschichten

Hier steht die Erotik und das Thema BDSM ganz klar im Vordergrund. Die Beziehung zwischen den Charakteren beruht auf BDSM, und es wird teilweise sehr explizit dargestellt. Aber es ist grundsätzlich entweder SSC, RACK oder CNC. Das bedeutet, alles, was passiert, ist vom Grundsatz her einvernehmlich.

Dark Romance

Auch hier steht eine Beziehung im Vordergrund. Aber der große Unterschied ist, dass es nicht einvernehmlich passieren muss, was die Menschen in der Beziehung erleben. In diese Rubrik fallen unter anderem Filme wie 9 ½ Wochen.

Einvernehmlichkeit

BDSM geschieht immer einvernehmlich, sei es über SSC, RACK, CNC oder ganz schwammig dem Metakonsens. Alle Beteiligten sind einverstanden mit dem, wie die Beziehung geführt wird und sich dessen Konsequenzen bewusst.

Gewalt ist nicht gleich Gewalt.

Juristisch gesehen gibt es die Einwilligung zur Körperverletzung. Diese ist im Regelfall bei BDSM-lebenden Personen in einer Beziehung gegeben. Wer mir nicht glaubt googelt doch mal den Paragrafen 228 StGB. In Dark-Romance-Geschichten fehlt aufgrund des gemeinsamen Konsenses diese Einwilligung. Jemanden vor die Wahl stellen, entweder Du gehorchst oder es gibt keine Beziehung, ist kein Konsens! Gespräche über Konsens finden prinzipiell auf Augenhöhe statt!

Als Dominanz getarnter Egoismus

Sehr oft sind die angeblich dominanten Charaktere in Dark Romance-Geschichten im Grunde genommen egoistische Arschlöcher. Das hat nichts mit Dominanz zu tun. Wer meinen Roman Tödliche Flitterwochen in Florida gelesen hat, wird sich an die Szene zwischen Sarah und Toni erinnern in der sie Toni fragt, warum sie sich nicht einfach genommen hat, was sie in dem Moment wollte.

Auszug aus Tödliche Flitterwochen in Florida

„Wieso?“
„Wieso was?“, fragte Toni nach.
„Ich meine, wieso entschuldigst Du Dich dauernd bei mir. Ich meine, Du bist hier die Frau, die das Sagen hat. Und nicht nur vom Rang“
Dabei deutete Sarah auf das silberne Rangabzeichen des First-Lieutenants an Tonis Kragen der Bluse.
„Wie meinst Du das?“
„Du bist Lieutenant, oder?“
„Ja, ich bin First Lieutenant Antonia Sanchez. Und Du?“
Sarah überging die Frage nach ihrem Namen und sagte dann.
„Und Du weißt, was Dominanz ist, oder?“
„Ja, das weiß ich. Wie kommst Du darauf?“, hakte Toni nach.
„Den Mann, den hat kein weiblicher Offizier rund gemacht, das warst Du. Das war etwas in Dir. Hab’ ich Recht?“, fragte Sarah weiter.
„Ja, ich habe den höheren Rang nur benutzt, weil ich es anders nicht darf.“
„Ich verstehe nicht.“
„Reden wir offen, einverstanden?“
Sarah nickte stumm. Toni hatte eine Idee. Anscheinend kannte sich das Mädchen mit der Air Force und mit Dominanz und Submission aus. Vielleicht könnte sie ja auf diese Art an sie herankommen. Toni räusperte sich und sagte dann mit fester Stimme.
„Hör zu Kleines. Bevor das Essen kommt, möchte ich zwei Dinge klarstellen. Erstens, ich mag keine nonverbalen Antworten. Wenn ich Dich etwas frage, möchte ich eine verbale Antwort. Zweitens, wenn ich Dich schon zum Essen einlade, möchte ich wenigstens wissen, wie mein Date heißt“, Toni bemühte sich so selbstbewusst wie nur möglich zu klingen, sie pokerte gerade hoch, das wusste sie. Aber vielleicht war das der einzige Weg, an das Mädchen heranzukommen.
„Haben wir uns verstanden?“, setzte Toni dann noch mal nach.
„Ja, haben wir, M´am und nennen sie mich Sarah.“
Toni lächelte, immerhin hatte sie jetzt einen Vornamen von dem armen Ding. Vorsichtig berührte sie Sarahs Hand und diese sah sie verschreckt an. Aber in Tonis Gesicht war keine Härte mehr, keine Strenge mehr, als sie sprach und Sarah aus ihren braunen, sanften Augen ansah.
„Ja, Sarah, ich weiß, wie sie Dominanz anfühlt, ich weiß es, weil sie in mir ist.“
„Warum lebst Du sie nicht aus? Warum nimmst Du Dir nicht, einfach was Du willst?“, fragte Sarah.
„Sarah, das ist keine Dominanz, das ist Egoismus. Dominanz ausleben ist etwas anderes und am schönsten ist es, wenn man den passenden Menschen an seiner Seite hat. Aber das weißt Du sicherlich, oder?“, fragend sah Toni Sarah in ihre grünen Augen, die so mit Unsicherheit gefüllt waren.
„Ich weiß nur, dass das, was sich die letzten Jahre anders angefühlt hat. Wenn auch nur ein wenig“, antwortete sie trotzig.

Fazit

Dark Romance ist etwas, das ich als sehr schwieriges Genre betrachte. Sofern nicht klargestellt wird, dass das egoistische Verhalten der angeblich dominanten Person nicht gesund ist, würde ich solche Werke niemals lesen, geschweige denn schreiben. Denn Dominanz bedingt immer die Fürsorge für den anderen. Zu diesem Thema habe ich bereits den Artikel hier verfasst. Aus diesem Grunde schließen sich für mich BDSM-Geschichten oder Geschichten mit BDSM und Dark Romance auch aus. Das eine kann mit dem anderen nicht funktionieren. Es gibt keine dominanten, egoistischen Arschlöcher. Entweder man ist dominant oder ein egoistisches Arschloch.
In diesem Sinne
Seid Achtsam